Am Milchmarkt besteht weiterhin hoher Handlungsdruck für Veränderungen!

AbL, BDM, LSV und MEG Milch Board zum Milchgespräch mit Bundesminister Alois Rainer

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V., der Bundesverband Deutscher Milchviehalter (BDM), LsV Deutschland e.V., MEG Milch Board sowie weitere Verbände haben sich gestern mit Bundeslandwirtschaftsminister Rainer zur Milchmarktpolitik ausgetauscht. Das Gespräch machte deutlich, dass Minister Rainer bisher keine marktpolitischen Konzepte für Milcherzeuger:innen im Angebot hat, die über den unbefriedigenden Status Quo hinausgehen.

Frank Lenz, Vorsitzender der MEG Milch Board und Milchbauer aus Sachsen-Anhalt, berichtet:

„Der Milchmarkt gerät für milchviehhaltende Höfe wieder unter Druck. Lidl hat erst kürzlich die Butterpreise empfindlich um weitere 20 Cent je Kilogramm gesenkt und soll Vermutungen nach sogar unter Einstandspreis verkaufen. Die für uns Bäuerinnen und Bauern nicht nachvollziehbare Reaktion von Lidl hat dazu geführt, dass weitere Konkurrenten im Lebensmitteleinzelhandel mit Preissenkungen nachgezogen sind und selbst der Preise für Biobutter ist um 50 Cent je Kilogramm im Geschäft gesenkt worden. Hinzu kommt eine steigende Milchanlieferung nach dem Einbruch infolge der Blauzungenkrankheit im letzten Jahr.“

Hans Foldenauer, Sprecher des BDM und Milchbauer aus Bayern, führt weiter aus:

„Und wiederum müssen die Milcherzeuger:innen den Preisrückgang infolge der Mengensteigerung als unabänderlich hinnehmen, ohne über wirksame Mittel zu verfügen, das Angebot an die nachgefragte Menge koordiniert und marktwirksam anzupassen. Es fehlen nach wie vor wirkungsvolle Kriseninstrumente! Wir Bäuerinnen und Bauern haben weder Transparenz über die Preise in der Wertschöpfungskette noch haben wir notwendige Marktrahmenbedingungen, um uns am Markt zu beteiligen. Alle in der Wertschöpfungskette machen Verträge vor Lieferung, nur wir Milchbäuerinnen und Bauern nicht. Die Verbändegemeinschaft Milch hat gestern gemeinsam Minister Rainer aufgefordert, diese marktschädliche Praxis zu ändern und sich für eine Vertragspflicht vor Lieferung in Deutschland einzusetzen.“

Hagen Stark, Vorstand von LsV Deutschland und Milchbauer und Tierarzt aus Ostsachsen, bemerkt:

„Am Punkt Vertragspflicht und einer angestrebten Deckung der Produktionskosten gab es leider erneut massiven Gegenwind seitens des Deutschen Bauernverbandes, des Deutschen Raiffeisenverbandes und der Milchindustrieverbände. Die Zeit ist reif für die Modernisierung der Vertragsbeziehungen in der Lebensmittelkette. Die Erzeugerseite ist kompromissbereit für gemeinsame Lösungen. Vertragsstrukturen wie in den 90igern sind altbacken. Zukunftsfähige Milcherzeuger brauchen moderne Marktbeziehungen mit echter Marktteilhabe. Die Diffamierung gerechter Marktregeln können wir so nicht hinnehmen.“

Ottmar Ilchmann, Sprecher der AbL für Agrarpolitik und Milchbauer in Niedersachsen, ergänzt:

„Unserem Hinweis auf den drohenden Preiseinbruch begegneten die Verbände der Milchindustrie und auch der Minister mit Ratlosigkeit. Die europäische Agrarpolitik ist schon viel weiter als die Diskussionen in Deutschland. Dort ist die verpflichtende Umsetzung der Vertragspflicht in allen EU-Ländern geplant und wird voraussichtlich in den nächsten Monaten in Kraft treten. Die Vertragspflicht ist ein Einstieg für mehr Markttransparenz und mehr Marktteilnahme für uns Bäuerinnen und Bauern. Weitere politische Rahmenbedingungen müssen folgen. Dafür werden sich die Verbände aus dem Agrardialog weiter stark machen.“