Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter

WIR sind rund ein Drittel der aktiven deutschen Milcherzeuger, die sich im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. zusammengeschlossen haben.

WIR produzieren etwa 40 Prozent der in Deutschland erzeugten Milch.

WIR bilden mit unseren Mitgliedern die Milchviehhaltung regional und strukturell repräsentativ für Deutschland ab.

WIR haben uns 1998 gegründet, weil wir uns durch den Deutschen Bauernverband nicht vertreten sahen.

WIR sind (wirklich!) unabhängig, parteilos und vertreten ausschließlich die Interessen der aktiven Milchviehhalter.

WIR sind ein lebendiger, basisdemokratischer Verband, der sich durch den intensiven Einsatz seiner Mitglieder auszeichnet.

WIR sind als (Gründungs-)Mitglied im European Milk Board EMB maßgeblich an der europäischen Vernetzung der Milchviehhalter beteiligt.

WIR sind schlank in der Verwaltung und stark im Ehrenamt.

WIR haben ähnliche Probleme – ob groß, ob klein, ob konventionell, ob bio, ob deutsch, ob europäisch…

WIR machen den Wert der Milch, unserer Arbeit und die Probleme des Milchmarkts zum Thema.

Personen und Kühe auf der Weide
  • eine wirtschaftlich nachhaltige Weiterentwicklung der Milchviehbetriebe mit Perspektive für die Zukunft: Es gilt, Arbeitsplätze zu erhalten und auszubauen sowie die Wertschöpfung im ländlichen Raum zu fördern. Das Einkommen der deutschen Milcherzeuger muss grundsätzlich über den Markt, d.h. durch die Arbeit und das Produkt der Milcherzeuger, zu erwirtschaften sein. Die existenzielle Abhängigkeit der Betriebe von öffentlichen Geldern muss reduziert werden. Nur wenn nicht ein Großteil der Agrargelder für die reine Existenzsicherung der landwirtschaftlichen Betriebe verwandt werden muss, bestehen der nötige Gestaltungsspielraum und das ausreichende Finanzvolumen, um deutliche Verbesserungen im Bereich der umwelt-, tier- und klimarelevanten Ziele zu erreichen.
  • eine gesellschaftsverträgliche Milchwirtschaft, d. h. eine nachhaltige und vielfältige Milchwirtschaft zum Nutzen aller. Fordern, aber nicht überfordern: Um die zahlreichen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft im Bereich von Tierwohl, Natur- und Klimaschutz meistern zu können, braucht es leistungsfähige, resiliente Betriebe.
  • eine sozial verträgliche Milchwirtschaft: Ihre wichtige Ankerfunktion im ländlichen Raum können Milchviehbetriebe nur dann wahrnehmen, wenn nicht permanente Selbstausbeutung und Kostendruck zum sozialen Rückzug der Milchviehhalter führen. Gut ausgebildete, fitte Landwirte werden nur dann die elterlichen Betriebe übernehmen und sich in Ehrenämtern engagieren, wenn Arbeit, Freizeit und Einkommen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen.

Ein Vollkosten deckender Milcherzeugerpreis von mindestens 50 Cent (4,00 % Fett – 3,4 % Eiweiß) muss über den Markt zu erwirtschaften sein!

Dafür braucht es folgende grundsätzliche Bedingungen:

  • Eine aktive Verhinderung bzw. Bekämpfung von Milchmarktkrisen
    Ein effizientes und wirkungsvolles Sicherheitsnetz, mit dem frühzeitig und präventiv auf drohende Marktverwerfungen reagiert werden kann, ist dafür unerlässlich.
    Das Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzept des BDM setzt hier an: Es handelt sich dabei um ein zeitlich auf die Krise befristetes, dreistufig aufgebautes Maßnahmenpaket, das auf die Daten der Milchmarktbeobachtungsstelle der EU-Kommission abgestimmt ist und auf den EU-Milchmarkt abzielt. Mit diesem Instrument soll verhindert werden, dass im Falle einer Marktkrise nicht nachgefragte Mengen erst produziert werden, um sie dann teuer einzulagern.
    Näheres dazu finden Sie hier.
  • Die verbindliche politische Vorgabe von konkreten Vertragsvereinbarungen über Milcherzeugerpreise, Milchmengen und Vertragsdauer vor Ablieferung der Milch für alle EU-Mitgliedsländer und Marktakteure – auch für Genossenschaften.
    Die bisher übliche Preisbildung von oben nach unten, bei der der Milchviehhalter einen Monat nach Milchablieferung nur das erhält, was nach Abzug aller Kosten & Margen von Handel und Molkereien übrigbleibt, verlagert das Marktrisiko komplett auf die Milcherzeuger. Das muss ein Ende haben.
  • Die Unterstützung der Milcherzeuger in ihren Bündelungsbemühungen und eine wirksame Reduzierung des Marktmachtgefälles zu Ungunsten der Milcherzeuger
    Die Marktposition der Erzeuger muss ernsthaft gestärkt werden. Dazu gehört, die Milchviehhalter und ihre Verbände als eigene Branche zu akzeptieren. Die Genossenschaften als Milcherzeugergemeinschaften anzuerkennen und ihnen deshalb eine Sonderstellung einzuräumen, entspricht nicht der Marktrealität und berücksichtigt in keiner Weise die Ergebnisse der Sektoruntersuchung Milch des Bundeskartellamts.

Die BDM-Sektorstrategie

Die Aufgabenstellung

Der BDM hat bei der Erarbeitung seiner „Sektorstrategie 2030“ besonderen Wert darauf gelegt, eine Strategie zu erarbeiten, die die Bezeichnung Sektorstrategie 2030 auch verdient. Gefragt ist eine Strategie für den Sektor – statt lediglich einer Strategie des Sektors. Es braucht mehr als den „kleinsten gemeinsamen Nenner“, auf den sich Branchenmitglieder mit teilweise völlig gegensätzlichen Interessen und unterschiedlicher Durchsetzungsfähigkeit zwangsläufig nur einigen können. Der BDM hat mit seiner Sektorstrategie 2030 eine Strategie vorgelegt, die die nötigen Weichenstellungen für die Zukunft in ausreichender Deutlichkeit erläutert und auch visionäre Gedanken enthält. Sie zielt zwingend auf den europäischen Milchmarkt ab. Rein nationale Strategien sind angesichts eines globalen Milchmarkts, multinationaler Unternehmen und ähnlicher Problemstellungen der europäischen Milchviehhalter weder zeitgemäß noch zielführend.

Warum ist eine Sektorstrategie nötig?

Die Probleme des Sektors liegen ganz eindeutig bei den Milchviehhaltern und sind derart eklatant, dass eine Sektorstrategie genau da ansetzen muss. Die Milchviehhalter haben eine extrem schwache Marktstellung und tragen beim gegenwärtigen Preisfindungssystem upside down das allgemeine Marktrisiko praktisch allein. Der Strukturwandel bei den Milchviehhaltern geht überproportional weiter und es findet praktisch kein Wettbewerb um Rohmilch statt. Übergeordnet ist es die fehlende Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung, für die es Lösungen braucht, um die Milchviehbetriebe nachhaltig weiterentwickeln und die Herausforderungen der Zukunft bewältigen zu können.

Die Zielsetzung und inhaltlichen Bausteine

Zielsetzung der Sektorstrategie ist, die Abhängigkeit der Milchviehhalter von Steuergeldern zu reduzieren und mehr Wettbewerb um die Rohmilch zu ermöglichen. Die BDM-Sektorstrategie enthält mehrere Bausteine, die aufeinander aufbauen und schrittweise umgesetzt werden sollen.

Schritt 1:

  • Marktkrisen effizient begegnen – mit dem BDM-Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzept
  • Vorgabe verbindlicher Verträge zwischen Milchviehhaltern und Milchverarbeitern über konkrete Vereinbarungen von Liefermengen, Milcherzeugerpreis, Dauer der Lieferbeziehung und entsprechende Qualitätsmerkmale

Schritt 2:

  • Anerkennung einer Branchenorganisation des Primärsektors als Grundlage für ein effizientes Marktmanagement in Verantwortung der Landwirtschaft

Schritt 3:

  • Entwicklung eines zukunftsfähigen Milchmarktsystems für die Milcherzeuger

Ein Kernelement der Sektorstrategie 2030 des BDM ist die Anerkennung einer Branchenorganisation Milchviehhaltung. Beispiele aus anderen Ländern haben bereits gezeigt, dass sich in Branchenorganisationen, die paritätisch mit mehreren Akteuren der Wertschöpfungskette besetzt sind, die Milchviehhalter bei Beschlussfassungen immer im Nachteil befinden.

Das BDM-Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzept

Marktkrisen effizient begegnen können!

Marktkrisen entstehen durch ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage – ob dieses durch eine zu starke Ausweitung des Rohmilchangebots oder durch einen Rückgang der Nachfrage entsteht, ist dabei unbedeutend. Hauptauslöser der Milchmarktkrisen der letzten 10 Jahre war ein Anstieg der EU-Milchproduktion von jeweils 1 bis 3 Prozent, die auf dem globalen Milchmarkt nur zu unterirdischen Preisen verkauft werden konnten oder gar keinen Abnehmer mehr fanden.

Milchüberschüsse vermeiden statt einlagern!

In Krisenphasen, wenn zu viel Milch auf den Markt drückt, ist es sinnvoller, Milchübermengen rechtzeitig einzudämmen statt diese erst zu produzieren, um sie dann in die Private Lagerhaltung und staatliche Intervention einzulagern – verbunden mit massiven wirtschaftlichen Folgen für die Milchviehhalter.

Wichtig ist dafür in erster Linie ein marktangepasstes Lieferverhalten der Milcherzeuger und eine schnelle Reaktion der Milchviehhalter auf die Marktveränderung. Vertragliche Vereinbarungen ermöglichen zwar die Anpassung der Milchmenge an die jeweilige Molkereikapazität, können aber globale Marktkrisen nicht verhindern.

Entscheidend für schnellere Marktanpassungen ist eine realitäts- und zeitnahe Darstellung der globalen und nationalen Milchmarktentwicklung, die für die Milchviehhalter einfach und fast auf einen Blick ablesbar sein muss. Dafür muss die Marktbeobachtung und Auswertung der EU- Milchmarktbeobachtungsstelle (MMO) weiter ausgebaut werden.

Die Marktentwicklung, die sich insgesamt zwar relativ zeitnah ablesen, aber nur unter Auswertung sehr vieler Einzeldaten auswerten lässt, muss einfacher erfassbar werden. Dafür ist die Entwicklung eines Index voranzutreiben, mit dem für jeden Marktakteur auf einen Blick ersichtlich wird, wohin sich der Milchmarkt bei unveränderten Parametern von Angebot und Nachfrage entwickelt. Mit geeigneten Algorithmen lassen sich davon notwendige Marktanpassungsschritte ableiten, die eine zeitnahe, gemeinsame Marktreaktion ermöglichen.

Das Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzept (MKM) des BDM mit seinem auf den Erkenntnissen der Milchmarktbeobachtungsstelle basierenden, stufenförmigen Vorgehen folgt dem Prinzip, dass Preissignale früher beim Milchviehhalter ankommen müssen, um ein marktangepasstes Verhalten anzuregen. Spätestens mit der Stufe 1 (Frühwarnung) wird jedem Milchviehhalter die Marktentwicklung deutlich vor Augen geführt. Er kann sich marktangepasst verhalten, damit einer Krise entgegengewirkt werden kann. Hier ist ein präventiver und aktiver Aspekt enthalten, der anderen Konzepten fehlt, die unter der frühzeitigen Vermittlung der Preissignale an die Milchviehhalter lediglich eine schnelle Erzeugerpreisabsenkung verstehen. Krisen kann aktiv begegnet werden, es reicht nicht, sich nur mit der Abmilderung der Folgen von Krisen zu befassen (s. z.B. Absicherung über Warenterminbörsen).

Das MKM in kurzen Stichworten

Das MKM-Konzept

  • setzt konsequent an der Ursache von Marktkrisen an – dem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage
  • ist angelegt auf ein organisiertes Vorgehen auf EU-Ebene. Nationale Ansätze führen in einem nun globalen Milchmarkt nicht zu sachgerechten Effekten.
  • beschränkt sich auf Marktphasen, die aufgrund bestimmter Kriterien als Krise zu bezeichnen sind,
  • baut auf der von der Milchmarktbeobachtungsstelle der EU-Kommission (MMO) aufgezeigten Entwicklung an den globalen und nationalen Handelsplätzen für Milchprodukte wie auch der Entwicklung an den Warenterminbörsen auf,
  • bezieht die Entwicklung der Margen in der Milchproduktion mit ein,
  • führt durch die Festlegung von sehr zeitnahen Bezugszeiträumen bei der Umsetzung von Mengendisziplinmaßnahmen kaum zu Härtefällen,
  • behindert die Entwicklung der Milchviehbetriebe nicht, da keine Quotenkosten entstehen.

Die Eckdaten:

Dreistufig aufgebaut

  1. Stufe:
    Frühwarnsystem bei akut bestehender Gefahr einer Milchmarktkrise: Frühwarnung wird bei entsprechendem Rückgang des Marktindex (z.B. 7,5 od. 10%) durch die Monitoringstelle der EU-Kommission ausgerufen. Milchviehhalter, die trotz bestehender Frühwarnung ihre Milchanlieferung ausweiten, müssen bei Erreichen des Krisenmodus damit kalkulieren, für ihre Mehranlieferung eine hohe Marktverantwortungsabgabe abführen zu müssen. Parallel dazu könnte die Private Lagerhaltung eröffnet werden.
  2. Stufe:
    Sollte der Index trotz Frühwarnung weiter absinken (z.B. 15 %), könnte mit einem Marktverantwortungsprogramm für die Milchviehhalter ein Anreizprogramm zur zeitlich befristeten Reduzierung der betrieblichen Milchanlieferung gegen eine entsprechende Ausgleichsleistung angeboten werden. Finanziert werden könnte diese über den Krisenfonds der EU, die anfallende Marktverantwortungsabgabe und bei Bedarf über eine von den EU-Milchviehhaltern zu leistende Krisenumlage. Um die Marktwirkung dieser Stufe nicht zu konterkarieren, ist eine zeitlich befristete Deckelung der Milchanlieferung vorzugeben.
  3. Stufe:
    Sinkt der Index trotz der vorhergehenden Stufen weiter ab (z.B. 25%), kommt es zu einer zeitlich befristeten, entschädigungslosen Reduzierung der Milchanlieferung für alle Milchviehbetriebe. Die Erfahrungen aus den letzten Krisen haben gezeigt, dass schon Mengenveränderungen von 1 – 3 % sehr deutliche Marktwirkung haben. Ergänzt werden sollte Stufe 3 durch die staatliche Intervention.

Stufe 2 könnte unter Umständen eine fakultative Maßnahme sein, Stufe 1 und 3 sind zwingend in das Sicherheitsnetz für den EU-Milchmarkt aufzunehmen.

Festschrift “20 Jahre BDM”

Am 7. Januar 1998 wurde der Verein von engagierten Bäuerinnen und Bauern aus ganz Deutschland in Bonn gegründet. Vorrangiger Grund war die Erkenntnis der Anwesenden, dass der DBV nicht gewillt sein würde, die Interessen von uns Milchviehhaltern angemessen zu vertreten. Die Herausforderungen waren von Anfang an sehr groß. Wie sagte doch ein hochrangiger Vertreter des großen Einheitsverbandes spöttisch: „Sie haben einen neuen Verband gegründet, ob sie ihn auch schon finanziert haben?“

Lesen Sie die ganze Geschicht in unserer Festschrift “20 Jahre BDM”

Titelblatt der Festschrift "20 Jahre BDM"