BY: BDM im Gespräch mit neuseeländischem Regierungsbeauftragten im Agrarbereich

Ein sehr interessantes Gespräch führten Manfred Gilch, BDM-Vorsitzender Bayern, und der BDM-Bundesbeiratsvorsitzende Johannes Pfaller mit dem Beauftragten im Agrar und Handelsbereich der neuseeländischen Regierung, Mike Peterson, in München. Ausdrücklich wurde der Austausch mit Vertretern des BDM von der neuseeländischen Regierung gewünscht und so konnten im Rahmen des gut einstündigen Gesprächs einige gemeinsame Positionen gefunden werden. Allerdings bestanden auch nach dem Gespräch gerade in Bezug auf die Möglichkeit von Freihandelsabkommen zwischen Neuseeland und der Europäischen Union noch Differenzen.

Begonnen wurde das Gespräch aber mit einem Blick auf den Weltmilchmarkt, wo Peterson nach kurzer Besprechung des Zusammenhangs zwischen produzierter EU-Milchmenge und Weltpreisniveau die Argumentation des BDM voll unterstützte und ausdrücklich betonte, der BDM habe den Weltmilchmarkt als erste Organisation aus seiner Sicht vollkommen richtig analysiert. Weiterhin führte Peterson aus, dass die Interventionsbestände an europäischem Magermilchpulver das größte Problem für eine weltweite Markterholung im Eiweißsektor sei. Hieraus sei ersichtlich, so der Regierungsbeauftragte, wie groß der Einfluss der EU auf den Weltmarkt sei, sei doch die in der EU erzeugte Menge fast 10mal so groß, wie die in Neuseeland erzeugte.
Einig war sich die Runde wiederum im Bekenntnis zu wertschöpfungsorientiertem Export von landwirtschaftlichen Produkten. Es sei auch Ziel der neuseeländischen Regierungspolitik, möglichst hohe Einkommen für die Betriebe zu erzielen. Dies umso mehr, als das Mengenwachstum in der Milch in Neuseeland aufgrund von Engpässen bei Wasser, Boden, ect. wohl zu Ende sei. Ein weiterer Punkt, der die neuseeländische Milchmenge zum Teil begrenze, sei die geplante Schlachtung von mehr als 150.000 Rindern aufgrund des Fundes des Mycoplasma Bovis Erregers. Die Regierung sei sich allerdings sicher, so Peterson, den Erreger damit auszurotten und somit weltweit neben Norwegen das einzig nicht betroffene Land zu bleiben.
Auch die unterschiedliche Kosten- und Molkereistruktur zwischen Europa und Neuseeland war Teil des Gesprächs. Trotz anderslautender Gerüchte sei die Mehrheit der Fonterra-Lieferanten mit der Molkerei zufrieden, so Peterson. Auch der Wettbewerb um die Rohmilch gelinge trotz der sehr starken Marktstellung der weltgrößten Molkerei. Dies zeige sich vor allem darin, dass viele Lieferanten – auch aufgrund der teuren Genossenschaftsanteile – Fonterra den Rücken kehren und sich andere Verwertungsmöglichkeiten für ihre Milch suchen würden. Peterson ging zudem näher auf das neuseeländische Modell ein und erklärte, dass eine Trennung von Betrieb und Landeigentum bestehe, die Farm und das bewirtschaftete Land somit häufig nur von Dritten gepachtet sei und somit kein Eigentum am Grundbesitz bestünde. Deutlich wurde die Diskrepanz zwischen Europa und Neuseeland anhand der Produktionskosten. Während diese in dem ozeanischen Land (ohne Lohnansatz) bei ca. 25 ¤-Cent lägen, betragen sie in einigen Regionen Europas circa das Doppelte. Allerdings seien die Erlöse mit circa 30 Cent auch relativ gering. In der Tendenz sei die Milcherzeugung sowohl in Europa als auch in Neuseeland vielfach ein „Nullsummenspiel“, so der Regierungsvertreter.
Als große Chance vertrat Peterson daher die Meinung ein Freihandelsabkommen zwischen den EU und Neuseeland mache für beide Seiten Sinn. Da Neuseeland das Geschäft mit China weiterhin intensivieren wolle und nicht von einer stark steigenden heimischen Milchproduktion ausgehe, könne die EU die Gelegenheit nutzen um den Käseexport nach Neuseeland spürbar auszubauen und damit wertschöpfungsstarke Produkte an zahlungskräftige Kundschaft zu bringen. Einen Position, die von den BDM-Vertretern nur skeptisch aufgenommen wurde.

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