Foto: Norbert Staudt / pixelio.de
Sehr geehrter Herr Präsident,bei den Diskussionen um Lösungsansätze für die Milchmarktkrise anlässlich des Agrargipfels in der Bayerischen Staatskanzlei bei Ministerpräsident Horst Seehofer und bei der anschließenden Pressekonferenz wurde von Ihnen behauptet, das Schweizer Mehrpreismodell und dessen Ausgestaltung, dort Segmentierung genannt, sei staatlich vorgegeben und funktioniere deswegen nicht.
BY: Offener Brief an Walter Heidl
Diese Darstellung ist unwahr und entspricht nicht den tatsächlichen Begebenheiten. Richtig ist vielmehr: Der Anteil der jeweiligen Segmente (A-B-C-Milch) am Gesamtmilchaufkommen der Schweiz wird von den Branchenbeteiligten (Molkereien und Produzentenorganisationen) festgelegt. Die Branchenorganisation Milch gibt als Leitschnur für Verhandlungen zwischen Milchkäufern und Milchverkäufern den so genannten Milch-Richtpreis bekannt. Der Richtpreis für industriell verarbeitete Molkereimilch im A-Segment liegt aktuell bei 65 Rappen pro Kilogramm. Tatsächlich werden – zumindest nach vorliegenden Informationen – sogar nur 51 Rappen bezahlt.
Verbindlich vorgeben ist eine Vertragspflicht mit den Inhalten Milchpreis, Milchmenge und Laufzeit (mindestens 1 Jahr), jedoch wird diese Vorgabe scheinbar in vielen Fällen nicht eingehalten. Alle von uns befragten Milcherzeuger haben angegeben, ihren tatsächlichen Milchauszahlungspreis erst bei Überweisung des Milchgeldes zu erfahren.
Selbstverständlich steht es Ihnen frei, auch zukünftig an Ihrer Darstellungsweise festzuhalten. Übernehmen Sie dann aber bitte auch die Verantwortung, wenn möglicherweise auf politischer Ebene die Weichen für entsprechende Mehrpreismodelle für die bayerische und deutsche Milchwirtschaft gestellt werden. Man darf schon heute auf die Argumentation des Bayerischen und Deutschen Bauernverbandes gespannt sein, wenn sich zeigt, dass derartige Mehrpreismodelle nicht marktwirksam sind.
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Gilch
BDM-Landesvorsitzender Bayern