SH: Milchbauern in Schleswig-Holstein appellieren an Bauernverband sich auf Krisenlösungen für den Milchmarkt zu konzentrieren

Während sich im Land die Milchpreise der 20 Cent Marke nähern und immer mehr Existenzen  von Milchviehbetrieben bedroht sind, spricht der Bauernverband Milcherzeugern und Politik einen Einfluss auf den Milchmarkt und die Milchpreise ab. Damit schwächt er die Verhandlungsposition der Milcherzeuger und riskiert weitere Preissenkungen in den nächsten Monaten.

(Rendsburg/Löwenstedt) In der gestrigen Pressekonferenz hat der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein Werner Schwarz zu Recht eine steigende Belastung der landwirtschaftlichen Betriebe durch bürokratische Anforderungen kritisiert. „Besonders immer neue Auflagen aus Brüssel machen unseren Betrieben zu schaffen. Einheitliche Vorgaben für die gesamte EU werden sehr oft den regionalen Besonderheiten unserer Betriebe in keiner Weise gerecht. Gerade auf unseren standortangepassten Milchviehbetrieben brauchen wir flexiblere Regelungen, um den Anforderungen der Futtergewinnung, aber auch des Umwelt- und Naturschutzes vor Ort zu entsprechen“, kommentiert Kirsten Wosnitza vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. in Schleswig-Holstein. Die Kritik der Milchviehhalter betrifft aber auch Regelungen auf Bundes- und Landesebene: „Der deutsche Hang, jede Maßnahme bis ins allerkleinste Detail regeln zu wollen, mag der Verwaltung mehr Sicherheit bei ihren Entscheidungen bringen. Die Entwicklung der Betriebe, individuelle und innovative Lösungen werden dadurch allerdings immer mehr ausgebremst. Das kann nicht das Ziel zukunftsorientierter Politik sein“, ist sich Milchviehhalterin Kirsten Wosnitza sicher.

Unverständlich ist den Milchbauern allerdings, wie der Bauernverband angesichts der dramatischen Preissituation auf dem Milchmarkt sein Hauptaugenmerk auf das Thema Bürokratie legen kann: „Es ist Aufgabe und Tagesgeschäft von Interessenverbänden, sich bereits im Vorweg bei der Erstellung von neuen Gesetzen und Verordnungen einzubringen. Dies geschieht zumeist im intensiven und sachlichen Dialog mit den entsprechenden Ansprechpartnern“, erklärt Wosnitza. „Unsere Familien bedrängt zurzeit ein ganz anderes Thema. Die Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein verlieren in der Periode 2015-2016 mindesten 750 Millionen Euro. Diese desaströse Lage ist eine Folge struktureller Probleme auf dem Milchmarkt und einer völlig verfehlten Milchpolitik. Die Zukunft unserer Betriebe hängt unmittelbar davon ab, ob sich hier eine Lösung im Sinne der Milchbauern findet oder nicht. Daher richtet sich unser eindringlicher Appell an Präsident Werner Schwarz, sich umgehend für die Interessen der Milcherzeuger stark zu machen und jetzt das Thema Milchpolitik in den Vordergrund der Arbeit des Bauernverbandes zu stellen.“

In der letzten Woche hatten bereits Mitglieder mit über 60 Treckern vor ihrem Bauernverband in Rendsburg für ein Umdenken des Verbandes in der Milchmarktpolitik demonstriert und den sofortigen Einsatz des Bauernverbandes für eine Reduzierung der Milchmenge gefordert.