Kommentar: McRuckwieds Masterplan – Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren, Gülle fahr’n, fahr’n, fahr’n

Auf dem Deutschen Bauerntag 2025 wurde zwar viel „geruckt“, nur leider weniger in Richtung Erneuerung als in Richtung: „Ruckt das Geld rüber!“ DBV-Präsident Joachim Rukwied wedelte im Livestream seine „Ruck-Rede“ wie eine heiße Wunschliste durch den Saal – eine warmgelaufene Mischung aus wirtschaftspolitischer Weltrettung, agrarpolitischen All-inclusive-Träumen und „Guter Fachlicher Praxis“. Unter dem Motto „Mehr Politikwechsel wagen“ türmten sich Forderungen wie Siloballen nach dem ersten Schnitt – nur verriet niemand, wer die Lohnunternehmer-Rechnung am Ende bezahlt.

Während der Deutsche Bauernverband gewohnt wortgewaltig Politik und Gesellschaft die Leviten liest, bleibt er jede Antwort schuldig, woher die zusätzlichen Milliarden für den wie gewünscht noch üppiger zu füllenden GAP-Topf kommen sollen. Die EU soll’s richten – als gäbe es in Brüssel einen geheimen Geldbaum, den man nur kräftig genug schütteln muss. Doof nur, dass dieser Baum bereits jetzt ein Drittel des EU-Haushalts füttert und der Rest der Union längst misstrauisch aufs Preisschild linst.

Vorne auf der Bühne, von der die allgemeinwahrhaftige Kanzelrede erklingt, wird von „Stärkung der Landwirtschaft“ parlier¬t, während die eigene Verantwortung elegant unter das Rednerpult gleitet: kein Wort über genossenschaftlich organisierte, aber längst entdemokratisierte Molkereien; kein Mucks zu einer Wertschöpfung, die beim Bauern endet, bevor sie überhaupt beginnt. Stattdessen: „Mehr Geld!“ – damit Landwirte weiterhin billig für Molkereien und Schlachtereien schuften dürfen, aber bitteschön staatlich subventioniert – für die Welternährung.

Timing ist alles: Exakt einen Tag vor der großen Ruck-Show reißt die Bundesregierung unter dem klingenden Label „Bürokratieabbau“ die Stoffstrombilanz ab – jenes womöglich letzte brauchbare Navi, das zeigte, wohin die Düngemengen wirklich fließt. Reformieren? Vereinfachen? Korrigieren? Warum auch. Abschaffen. Gewässerschutz: wird teurer. Trinkwasser: trüber. Verantwortung: futsch – „regelt“ nun die „Gute Fachliche Praxis“. Niederländische Verhältnisse winken fröhlich herüber. Hauptsache, die Verursacher sind fein raus – und der DBV kann das Ganze als Erfolg verkaufen. Obs den Bäuerinnen und Bauern wirklich hilft?

So bleibt Rukwieds Ruck-Rede ein ökonomisches Disney-Märchen: viele Wünsche, null Zahlungsabsender. Der „größte und wichtigste Lobby-Verband“ stellt Missstände gern bei „der Politik“ ab, ohne im eigenen Lobby-Stall jemals das Licht anzuknipsen – man müsste ja seine eigenen Schatten anschauen. Meckern ist DIE Strategie.
(Übrigens soll auch Minister Rainer liefern – wehe, er tut es nicht.)

Der echte Politikwechsel, den die Landwirtschaft bräuchte, sähe anders aus: wirklich marktwirtschaftliche Spielregeln (Stichwort „Eigentum verpflichtet!“), fairer Wettbewerb, tatsächliche Verantwortung gegenüber Bauern, Gesellschaft und Umwelt – statt einer McRuckwied-Reform, bei der Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden. Solange der DBV lieber verhindert als gestaltet, wächst das verzerrte Bild von Landwirtschaft in der Gesellschaft weiter – und kippt vielleicht wie unsere Seen mangels Alternative zur Stoffstrombilanz.
Aber was weiß der BDM schon – außer, wie gescheite Marktrahmenbedingungen und echter Wettbewerb aussehen könnten.
Hans Foldenauer