Während der Deutsche Bauernverband gewohnt wortgewaltig Politik und Gesellschaft die Leviten liest, bleibt er jede Antwort schuldig, woher die zusätzlichen Milliarden für den wie gewünscht noch üppiger zu füllenden GAP-Topf kommen sollen. Die EU soll’s richten – als gäbe es in Brüssel einen geheimen Geldbaum, den man nur kräftig genug schütteln muss. Doof nur, dass dieser Baum bereits jetzt ein Drittel des EU-Haushalts füttert und der Rest der Union längst misstrauisch aufs Preisschild linst.
Vorne auf der Bühne, von der die allgemeinwahrhaftige Kanzelrede erklingt, wird von „Stärkung der Landwirtschaft“ parlier¬t, während die eigene Verantwortung elegant unter das Rednerpult gleitet: kein Wort über genossenschaftlich organisierte, aber längst entdemokratisierte Molkereien; kein Mucks zu einer Wertschöpfung, die beim Bauern endet, bevor sie überhaupt beginnt. Stattdessen: „Mehr Geld!“ – damit Landwirte weiterhin billig für Molkereien und Schlachtereien schuften dürfen, aber bitteschön staatlich subventioniert – für die Welternährung.
Timing ist alles: Exakt einen Tag vor der großen Ruck-Show reißt die Bundesregierung unter dem klingenden Label „Bürokratieabbau“ die Stoffstrombilanz ab – jenes womöglich letzte brauchbare Navi, das zeigte, wohin die Düngemengen wirklich fließt. Reformieren? Vereinfachen? Korrigieren? Warum auch. Abschaffen. Gewässerschutz: wird teurer. Trinkwasser: trüber. Verantwortung: futsch – „regelt“ nun die „Gute Fachliche Praxis“. Niederländische Verhältnisse winken fröhlich herüber. Hauptsache, die Verursacher sind fein raus – und der DBV kann das Ganze als Erfolg verkaufen. Obs den Bäuerinnen und Bauern wirklich hilft?
So bleibt Rukwieds Ruck-Rede ein ökonomisches Disney-Märchen: viele Wünsche, null Zahlungsabsender. Der „größte und wichtigste Lobby-Verband“ stellt Missstände gern bei „der Politik“ ab, ohne im eigenen Lobby-Stall jemals das Licht anzuknipsen – man müsste ja seine eigenen Schatten anschauen. Meckern ist DIE Strategie.
(Übrigens soll auch Minister Rainer liefern – wehe, er tut es nicht.)
Der echte Politikwechsel, den die Landwirtschaft bräuchte, sähe anders aus: wirklich marktwirtschaftliche Spielregeln (Stichwort „Eigentum verpflichtet!“), fairer Wettbewerb, tatsächliche Verantwortung gegenüber Bauern, Gesellschaft und Umwelt – statt einer McRuckwied-Reform, bei der Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden. Solange der DBV lieber verhindert als gestaltet, wächst das verzerrte Bild von Landwirtschaft in der Gesellschaft weiter – und kippt vielleicht wie unsere Seen mangels Alternative zur Stoffstrombilanz.
Aber was weiß der BDM schon – außer, wie gescheite Marktrahmenbedingungen und echter Wettbewerb aussehen könnten.
Hans Foldenauer