Angesichts der jüngsten Preissenkungen des Lebensmitteleinzelhandels für Milchprodukte weisen Vertreter der Molkereiwirtschaft und des Bauernverbands dem Lebensmittelhandel wie schon in den vorhergehenden Marktkrisen die Hauptverantwortung für den Preisverfall auch bei den Erzeugerpreisen zu.
Abwärtsspirale im Milchmarkt – Schwarzer-Peter-Spiel beginnt


Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) folgt mit seinen Preissenkungen den Börsennotierungen für die Milchleitprodukte. Am 12. November 2025 veröffentlichte die Süddeutsche Butter- und Käsebörse e. V., die amtlich festgestellten Preisnotierungen für die Milchleitprodukte – basierend auf den in der Vorwoche erlösten Preisen für Butter und Käse, die alle billiger sowohl an den LEH wie auch die weiterverarbeitende Lebensmittelindustrie abgegeben wurden. Dt. Markenbutter wurde zu einem Preis mit einer Spanne von 5,10 – 5,60 €/kg notiert, das Päckchen Butter, geformt in Alufolie, wurde ab 1,275 €/Päckchen abgegeben. Diese Preiszugeständnisse hat der LEH an seine Kunden weitergegeben. Von der Abwärtsspirale betroffen sind auch alle anderen Milchprodukte.
Ursache der negativen Preisentwicklungen auf allen Ebenen ist die seit längerem zu beobachtende Steigerung der Milchmengen, ohne dass die Nachfrage entsprechend Schritt gehalten hätte. Die Milchanlieferungen liegen seit Monaten mit einem aktuellen Plus von über 6 Prozent deutlich über denen der Vorjahre. Die negative Entwicklung für Milchprodukte war vor der LEH-Preissenkungsspirale wie auch der Senkung der Abgabepreise an die Verarbeitungsindustrie damit längst absehbar.
„Forderungen von Verbandsvertretern, diese Marktentwicklung dürfe nicht zu einer Senkung der Milcherzeugerpreise führen, sind komplett realitätsfern und scheinheilig“, erklärt Karsten Hansen. „Statt nach Verantwortlichkeiten zu suchen, wäre das Gebot der Stunde, über schnell wirksame Lösungen zu sprechen und diese zum Einsatz zu bringen, aber genau das wird mit diesen Diskussionen immer wieder hinausgezögert und verhindert“, zeigt sich BDM-Vorsitzender Karsten Hansen verärgert.
„Der schnellste und wirksamste Hebel wäre eine umgehende Anpassung der Milchanlieferungen an die reale Nachfragesituation. Vorschläge, wie das umgesetzt werden könnte, liegen längst auf dem Tisch. Doch von weniger Milchmenge wollen die Lobbyisten der Molkerei- und Verarbeitungswirtschaft nichts wissen. Einen deutlichen Einbruch des Milcherzeugerpreises nehmen sie damit mindestens billigend in Kauf. Letztlich setzt man dabei auf eine Marktbereinigung durch Betriebsaufgaben und eine Schwächung des ländlichen Raums.“
Zusatz-Info:
Die Abwärtsspirale der Preise nimmt immer bei der schwächsten Verwertung ihren Lauf – das sind die Drittlandexporte und das ist auch die Verarbeitungsindustrie. Nur gut ein Drittel (37%) der gesamten Milchproduktionsmenge in Deutschland und Europa landet in Form von Butter, Käse, Quark etc. in den Regalen des LEH. Der große Rest geht in die Verarbeitungsindustrie als Rohstoff für Produkte aller Art (z.B. Schokolade, Kekse, Kosmetik etc.) sowie in den Drittlandexport.
Um eine schnelle Reduzierung der Milchanlieferungen anzustoßen, müsste ein in der Gemeinsamen Marktordnung GMO schon verankertes Instrument (zeitlich befristeter Lieferverzicht gegen Ausgleichsleistung) freigeschaltet werden. Dieses Instrument wurde bei der Milchmarktkrise 2015/16 mit Erfolg angewendet. Gegen den Einsatz dieses Instrument wehren sich die Verbandsvertreter der Molkereiwirtschaft zusammen mit dem Bauernverband.
Infomaterial
Informationen und Inhalte zum herunterladen.
