Milchbauern-Vertreter Heger: „Wir sind nicht die Sozialdienstleister der Nation“

Zeit für Aufbruch. Bei der Ortsvertreterversammlung des BDM in Peißenberg brachte es der Vorsitzende Michael Schelle auf den Punkt: „Es ist Zeit, einen Neustart zu machen.“ Fünfzig Milchbauern fanden sich im Gasthaus Post zusammen, um mit Sprecher Hans Foldenauer und Bernhard Heger über den Ukraine-Krieg und die deutsche Milchwirtschaft zu sprechen.

Der Ukraine-Krieg ist das mediale Thema schlechthin, das bekannte Probleme überschattet. Eines unter vielen, das den Milchviehhaltern nach wie vor zusetzt, ist der nachweislich vorhandene hohe Selbstversorgungsgrad von rund 117 % in der Milcherzeugung. BDM-Sprecher Hans Foldenauer sprach im Zusammenhang mit hohen Milchmengen von einem „Geschwür in manchen Köpfen“- noch immer legen viele den Fokus eher auf die Produktionsmenge und nicht auf den Gewinn und Betriebswirtschaftlichkeit.

Dabei kommt das hauptsächliche Einkommen auf Höfen aus dem Erlös der Produkte. Solange aber viel Milch auf einem Markt ist, auf den die Landwirte keinen Einfluss nehmen können, liegt es nahe, dass diese Rechnung nicht aufgeht. „Milchbauern brauchen endlich den Zugang zum Milchmarkt“, forderte Hans Foldenauer. Solange Landwirte nicht aktiv am Markt teilnehmen können, werden weiterhin Lebensmittel und vor allem Milchprodukte zu Ramschpreisen verkauft, die aufgrund der anhaltend schlechten wirtschaftlichen Situation auf den Höfen nicht allen gewünschten Anforderungen im Sinne des Klimas und des Umweltschutzes gerecht werden können. Im Übrigen werden jeden Tag ein Drittel aller Lebensmittel für die Tonne produziert. Im Zusammenhang mit den Diskussionen um die Auswirkungen von Green Deal und Farm to Fork verwies er auf ein Gutachten der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, wonach bei einer erwarteten 6,3 Prozent geringeren Milchanlieferung der Auszahlungspreis um 36 Prozent steigen würde.

Bernhard Heger: „Wir sind nicht die Sozialdienstleister der Nation“

Bernhard Heger ermutigte die Mitglieder, wieder Veranstaltungen anzubieten. Der BDM habe Lösungsansätze, die bekannt gemacht werden müssen. „Bauern sind nicht die Sozialdienstleister der Nation“, erklärte Heger. „Wir dürfen unsere Produkte nicht unter Wert verkaufen.“