SH: Arbeitsgruppe “Landwirte in Not”

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Psychische Probleme der Landwirte ernstnehmen, tatsächliche Ursachen benennen und langfristige Perspektiven für Tierhalter schaffenDer Milchmarkt befindet sich in seiner schwersten und längsten Krise seit der Nachkriegszeit, die Folgen machen sich seit über einem Jahr auf Schleswig-Holsteins Milchviehbetrieben deutlich bemerkbar. Nicht nur finanzielle, auch psychische Probleme häufen sich auf den Betrieben. In einer vom schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministerium einberufenen Arbeitsgruppe „Landwirte in Not“ sollen jetzt Hilfestellungen für die zunehmenden psychischen Probleme besonders von tierhaltenden Landwirtinnen und Landwirten Thema sein.

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter in Schleswig-Holstein begrüßt es sehr, dass das Ministerium die Problematik zunehmender Depressionen und Burn Outs ernst nimmt und diese Arbeitsgruppe mit allen wichtigen Akteuren ins Leben gerufen hat. Die Mitglieder der AG sind jetzt nicht nur in der Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass vor Ort Hilfestellung geleistet werden kann, sondern auch dazu beizutragen, dass die „Burn-Out-Falle“ durch ein „Weiter so“ nicht zur Normalität auf den Betrieben wird.

„Es ist richtig, einen Pool an Hilfsmöglichkeiten für die Landwirtinnen und Landwirte zu schaffen oder auch mit Unterstützung des Ministeriums weiter auszubauen. Dazu zählen bereits Sorgentelefone, Mediation als Konfliktberatung, sozioökonomische Beratung und andere“, erklärt Kirsten Wosnitza, Milchviehhalterin und Vertreterin des BDM e.V. in der AG des Ministeriums. „Das alles aber wird nicht helfen, wenn keine Bereitschaft da ist, die Ursachen derartiger Krisen und damit der akuten finanziellen Probleme der Milchviehbetriebe aktiv anzugehen.“

Zu allererst müssen die Sorgen und existenziellen Nöte der Bauern ernst genommen werden. Dazu gehört ganz maßgeblich, die Ursachen vieler aktueller Fälle von Depressionen und Burn Outs auch ehrlich zu benennen. Oft handelt es sich angesichts der lang anhaltenden Krise um nackte Existenzangst, zunehmende Verschuldung und die fehlende Perspektive, dass dieser Krise schnell und effektiv gegengesteuert bzw. dass sich diese Situationen nicht regelmäßig wiederholen wird. Wer behauptet, die steigende Zahl an Depressionen der Bauern hätten ihre Ursache vor allem in zunehmenden Auflagen und dem schlechtem Image der Tierhalter, der verniedlicht ganz bewusst die Sorgen der Bauern. Was die Landwirte jetzt viel mehr spüren: Der seit über einem Jahr anhaltende Milchpreisverfall hat tiefe Löcher in die Kassen der Milchbetriebe gerissen, die Verschuldung auf den Betrieben nimmt zum Teil bedenkliche Ausmaße an und auch die Prognosen für dieses Jahr lassen keine durchschlagende Besserung auf dem Milchmarkts erkennen. „Jetzt steht das Frühjahr vor der Tür – Pachten, Tilgungen, Dünger- und Saatgutkauf und Lohnunternehmer sollen bezahlt werden. Auch top aufgestellte Betriebe, die mit sehr viel Ehrgeiz versuchen, alles richtig zu machen, wissen jetzt oft nicht, wie diese Kosten geschultert werden sollen und befürchten, einen über Generationen aufgebauten Hof aufgeben zu müssen“, erklärt Kirsten Wosnitza. „Es gilt in der aktuellen, konkret existenzbedrohenden Situation verantwortlich zu handeln und alles dafür zu tun, dass diese Krise schnellstmöglich beendet werden kann. Unverantwortlich ist es, die Ängste der Bauern durch das Zeichnen weiterer diffuser Angstszenarien eher noch zu verschärfen und damit von den eigentlichen akuten Problemen der Milchviehhalter und notwendigen Lösungsschritten abzulenken.“