SH: Dramatische Situation erfordert schnelles Handeln statt Abwarten!

(Osterrönfeld) Der Milchmarkt ist aus den Fugen geraten, die Folgen kommen seit über einem Jahr auch auf Schleswig-Holsteins Milchviehbetrieben an. Über wirksame Lösungsmöglichkeiten diskutierten Milchviehhalter mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Beratung und Wissenschaft auf dem sehr gut besuchten BDM-Milchbauerntag.

Als Mitglied des Bundesvorstandes des BDM berichtete Milchviehhalter Karsten Hansen aus Tolkschuby über die aktuelle Situation auf dem Milchmarkt und den Betrieben. Die Liberalisierung des europäischen Milchmarktes habe den Wachstums- und Intensivierungsdruck auf die Milchviehbetriebe in Europa enorm erhöht. Steigende Milchmengen träfen auf eine schlechte Absatzlage, was zu einer ruinösen Preissituation auf den Milchviehbetrieben führe. Hansen bekräftigte nochmals, dass die Milcherzeuger bereit seien, selbst Verantwortung für den Markt zu übernehmen und daher konkrete Konzepte zur Krisenbewältigung vorgeschlagen hätten. Um in Krisenzeiten wirksam die produzierte Menge anpassen zu können und den Milchmarkt wieder ins Gleichgewicht zu bringen, brauche es aber umgehend die Unterstützung von Bundes- und EU- Politik.

SH_12622180_896836173717989_6156781794837118551_o_1.jpgSchleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Robert Habeck zeigte sich wie alle Anwesenden sehr besorgt über die Lage der Betriebe. Er sah die Politik eindeutig in der Verantwortung. Politik könne sich nicht aus derartigen Krisen heraushalten. Milchviehhaltung sei gerade in einem Land wie Schleswig-Holstein ein Schwerpunkt in der ländlichen Wirtschaft, aber auch eine kulturelle Frage und prägend für Dorfgemeinschaften gerade in Grünlandregionen. Es sei offensichtlich, welche negativen Auswirkungen ein Ausscheiden der Hälfte der Milchviehbetriebe in den nächsten zehn Jahren für den ländlichen Raum haben würde. Sehr deutlich kritisierte Minister Habeck Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt, der bisher jegliches wirksame Handeln im Sinne der Milcherzeuger verweigert habe.

Dr. Karin Jürgens vom Büro für Agrarsoziologie und. Landwirtschaft (BAL) bestätigte in ihrer Vorstellung der aktuellen Studie zur Wertschöpfung von Molkereien die bereits vom Bundeskartellamt gemachten Feststellungen zum Milchmarkt. Auf Molkereiebene gäbe es kaum Wettbewerb um die Rohmilch und es gäbe für die Molkereien keinerlei Anreize und Notwendigkeiten, höhere Wertschöpfungen an die Erzeuger weiterzugeben.

Peter Guhl, Milchviehhalter und Vorstandsvorsitzender der MEG Milch Board w. V. betonte, dass es nicht darum ginge Feindbilder aufzubauen, sondern den Milcherzeugern eine echte Teilnahme am Markt zu ermöglichen. Eine Änderung der Lieferbeziehungen sei Voraussetzung für Transparenz und Wettbewerb am Milchmarkt. Nur so könne Markt überhaupt erst funktionieren – auch für die Milcherzeuger. Denn diese trügen heute das Risiko der stark schwankenden Milchmärkte.

SH_12640372_896836243717982_1041820030927259027_o_1.jpgJan Wippich, Geschäftsführer Meierei Struvenhütten eG., bestätigte die äußerst schwierige Marktlage. Durch große Absatzschwierigkeiten sei ein sehr hoher Druck auf den Markt entstanden. Veränderungen der Vertragsbeziehungen seien durchaus möglich, wenn die Milcherzeuger diesen Weg wünschen würden. Um diese umzusetzen, müssten aber die Milcherzeuger selbst in ihren Genossenschaften aktiv werden.

An Vorträge und Podiumsdiskussion schloss sich eine sehr lebhafte und offene Diskussion ohne Tabus mit dem Publikum an. Einigkeit herrschte darüber, dass es ein Mengenproblem auf dem Milchmarkt gibt, was es so schnell wie möglich zu lösen gilt, denn die Situation auf den Betrieben spitzt sich täglich zu. Milchviehhalter und Mitglied des BDM-Landesteams Achim Schoof formulierte daher seinen Appell am Ende der Veranstaltung an alle Anwesenden: „Alle müssen jetzt ihre Verantwortung wahrnehmen und gemeinsam den Druck auf die Entscheidungsträger erhöhen, damit nicht noch mehr Zeit vergeudet wird. Unsere Betriebe verbrennen täglich Geld mit der Milchproduktion und immer mehr Berufskollegen quälen sich mit der Entscheidung, ob sie den Betrieb weiterführen können. Wer sich dieser Verantwortung entzieht, der ist mit Schuld daran, wenn in Zukunft kein nachhaltiges Wirtschaften auf unseren Betrieben mehr möglich ist und sich die Anzahl der Betriebe massiv verringert.“

http://www.kn-online.de/News/Aktuelle-Nachrichten-Schleswig-Holstein/Schleswig-Holstein/Milchviehhalter-fordern-Hilfe-zur-Begrenzung-der-Milchmenge

http://www.fehmarn24.de/schleswig-holstein/verband-denkt-angesichts-preisverfalls-darueber-nach-produktion-drosseln-6076868.html

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/schleswig-holstein_magazin/Schleswig-Holstein-Magazin,sendung473536.html
(ab Min 18:30)

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