SH: Milchviehhalter erleichtert über Entschluss des Ministeriums zur Entnahme eines Problem-Wolfes

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In gut zwei Monaten ist es wieder so weit – Weideauftrieb in den Grünlandregionen Norddeutschlands. Weidehaltung von Milchkühen ist heute längst nicht mehr auf allen Betrieben möglich. Oft sind es auf den Höfen aber gerade noch die Jungrinder, die die Sommermonate draußen auf den Weideflächen verbringen. „Gute Weidehaltung von Milchkühen ist ein anspruchsvolles Geschäft“, beschreibt Kirsten Wosnitza, Sprecherin des BDM in Schleswig-Holstein die Situation auf den Höfen. Und weiter: „Wenn die Weide wirtschaftlich mit der Stallhaltung mithalten soll, dann müssen die Kühe Tag und Nacht draußen sein und großflächig Gras fressen können.“

Wosnitza ist selbst Milchviehhalterin. Sie und ihre Kollegen sind seit letztem Jahr sehr beunruhigt über die steigende Zahl von Übergriffen durch Wölfe auf Schafe und auch auf Rinder: „Es geht nicht nur um unsere Sorge über getötete oder verletzte Tiere. Wer schon einmal gesehen hat, wie eine Rinderherde in Panik reagiert, der möchte sich nicht ausmalen, was dabei auf der Straße passieren kann.“

Die Tierhalter fühlen sich allein gelassen mit den Empfehlungen, ihre Herden wolfsicher einzuzäunen. „Wir reden hier über Kilometer lange Zäune mit vier Litzen, die immer wieder zusätzlich zu den bereits vorhandenen Einzäunungen nicht nur auf-, sondern auch wieder abgebaut werden sollen. Es kann ja niemand aus naturschutzfachlicher Sicht dafür sein, Schleswig-Holsteins Weideflächen permanent in hohe Schutzzäune einzuschließen“, beschreibt die Sprecherin des BDM die Situation. Wer soll diese Arbeit leisten, sobald ein Wolf durchzieht? Wer gibt Bescheid, wenn den Tieren Gefahr droht? Oder verlangt man von den Bauern abzuwarten, bis als Signal irgendwo ein Schaf oder Rind gerissen wird, um dann die Flächen wieder neu zu sichern? Dies sind nur einige von vielen ungeklärten Fragen der Tierhalter im Norden.

Die Milchbauern sehen den Entschluss von Minister Albrecht zur Entnahme des Wolfes als gutes Zeichen, dass sich die Regierung dafür einsetzen will, dass in Schleswig-Holstein auch in Zukunft noch Kühe, Rinder und Schafe auf den Weiden zu finden sind. Allerdings ist es damit noch nicht getan. Seit einigen Wochen gibt es auch in anderen Regionen des Landes fast täglich einen oder sogar zwei Übergriffe auf Schafherden mit getöteten und verletzten Tieren. Beteiligt ist hier wohl nicht der „Problemwolf“ aus dem Süden, sondern mindestens ein weiteres Tier, das sich auf Schafe als seine Beute spezialisiert hat.

Das bereitet den Tierhaltern wieder neue Sorgen. Sie verstehen die Forderungen einiger Gruppen nicht, die Tiere nicht mehr so viel wie möglich draußen weiden zu lassen, sondern sie nachts zum Schutz in den Stall zu stellen, wenn ein Wolf in der Nähe ist. Die Forderung, die Zaunhöhe auf 1,20 m zu erhöhen, löst ebenfalls Unverständnis bei den Milchviehhaltern aus: „Es sind gerade die feuchteren Flächen, auf denen unsere Jungtiere weiden. Wie man dort die langen Weidepfähle mit vier Litzen unter norddeutschen Windverhältnissen auf hunderte von Metern fest bekommen soll, muss uns noch mal jemand vormachen.“

Kirsten Wosnitza ist ratlos: „Bisher hieß es immer, möglichst viel Weide sei für den Naturschutz, das Klima und das Tierwohl wichtig und daher von der Gesellschaft gewünscht. Dies soll nun angesichts einiger Problemwölfe nicht mehr gelten? Wir erwarten vom Ministerium Antworten, wie wir die Weidehaltung von Milchkühen, Rindern und Schafen praktikabel gewährleisten können. Minister Albrecht wird jetzt darüber nachdenken müssen, wie er mit den anderen Wölfen umgeht, die momentan in Schleswig-Holstein täglich Schafe reißen. Und er wird überlegen müssen, wie er dafür sorgen kann, dass sich Milchbauern auch in diesem Frühjahr guten Gewissens entschließen können, ihre Jungtiere und Kühe wieder auf die Weiden zu lassen.“